Lydia Mischkulnig
ROBERT MUSIL LITERATUR MUSEUM > Corona beim Wort nehmen >> #klagenfurthältzusammen >> #musilmuseum#closedbutactive#literaturlounge#8 Lydia Mischkulnig
Am Donnerstag, dem 23. Jänner 2020, hat die Schriftstellerin Lydia Mischkulnig bei einer Veranstaltung des Musil Instituts und der Grazer Autor*innenversammlung (GAV) im Musil Haus die literarischen Leistungen ihres Schriftstellerkollegen Ingram Hartinger gewürdigt. Im Dezember 2019 feierte Hartinger seinen 70. Geburtstag. Tags darauf war sie in der Literaturlounge des Robert Musil Literatur Museums zu Gast (Bild > Foto © Günther Berger). Heute wollen wir uns mit ihr und ihren Texten in der virtuellen Literaturlounge beschäftigen!
In einem Interview mit Doris Ingrisch, die als Professorin für Gender Studies am Institut für Kulturmanagement und Gender Studies (IKM) der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien tätig ist, schildert Mischkulnig, die aus Kärnten stammt und in Wien lebt, den Weg zu ihrem künstlerischen Schaffen. Das Interview ist in der, beim Technischen Museum in Wien angesiedelten, Österreichischen Mediathek zugänglich, ein Ausschnitt ist online abrufbar:
Literatur sie für sie eine „vorläufige Überlebensstrategie“, das ist Mischkulnigs Stellungnahme in einem Interview mit der Linguistin, Kulturvermittlerin und Autorin Rodica Draghinescu. „Ein Leben ohne Literatur“ könne sie sich „nicht vorstellen“.
Seit 1991 ist Lydia Mischkulnig Schriftstellerin, sie hat Erzählungen, Romane, Essays und Hörspiele veröffentlicht. 1994 debütierte sie im Droschl Verlag mit dem Roman „Halbes Leben“. Weitere Bücher sind u.a. der Roman „Hollywood im Winter“ (Haymon, 1996), der Erzählband „Sieben Versuchungen“ (1998) sowie der Roman „Umarmung“ (2002), beide bei der DVA, die Erzählbände „Macht euch keine Sorgen. Neun Heimsuchungen“ (2009) und „Die Paradiesmaschine“ (2016) sowie der Roman „Vom Gebrauch der Wünsche“ (2014), alle im Haymon Verlag erschienen.
„Dabei geht es immer um Alltag, um Politik und um Macht, die hineinfunkt und herausblitzt aus den Lebensumständen der working class heroes eines Mitteleuropas von heute, von gestern und von morgen“. So wurde jedenfalls vor nicht allzu langer Zeit ein „Meet the Artist Abend“ in der Villa Sträuli in Winterthur angekündigt, als die Autorin dort eine Zeitlang als Writer in Residence zu Gast war, um an ihrem neuen Roman mit dem Titel "Das Bildnis einer Richterin" zu arbeiten. Darin behandelt sie die Frage, wie eine Geschichte entsteht und was sie mit Glaubhaftigkeit zu tun hat. In einem Gespräch mit der Schweizer Zeitung „Der Landbote“ hat Mischkulnig skizziert, worum es in dem neuen Buch gehen wird: „Zwei Geschwister begegnen sich nach Jahren zum ersten Mal wieder, die Schwester ist Richterin am Verwaltungsgericht in Wien, wo sie die Beschwerden abgewiesener Asylanten behandelt, der Bruder ist Mitarbeiter des Roten Kreuzes in Kabul. Beide müssen nach Genf, und dieses Zusammentreffen ist eine Art Urknall.“
Neugierig geworden? Das würde mich nicht wundern. Die Autorin ist das immer auch selber. Im Jahr 2012 wurde sie von dem Flämisch-niederländischen Verlag deBuren – gemeinsam mit dem Fotografen Konrad Stania – dazu eingeladen, zwei Wochen in Venedig zu verbringen. Das in dieser Zeit entstandene „citybook“ kann man auf der gleichnamigen Website hören oder kostenlos downloaden. Mischkulnigs dabei entstandener Text trägt den Titel
„Neugier venezianisch“:
Vor kurzem erschienen ist die Anthologie „Die sieben Leben der Marie Schwarz“ (Molden, 2020) – mit Beiträgen von Vea Kaiser, Gertraud Klemm, Doris Knecht, Lydia Mischkulnig, Angelika Reitzer, Eva Rossmann und Cornelia Travnicek:
„Die Wienerin Marie Schwarz erhielt 1819 als Zwölfjährige das erste von einhundert gestifteten Sparbüchern, die zur Gründung der Sparkasse an „würdige Kinder aus den unteren Klassen“ verteilt wurden. Damit war Marie Schwarz die Kundin Nummer eins und zugleich Symbol für eine neue Generation von Frauen, deren wirtschaftlich-soziale Probleme und Abhängigkeiten durch die Möglichkeit etwas anzusparen weniger drückend wurden. Aus Maries Leben kennen wir nur eines mit Sicherheit: die Ein- und Auszahlungen auf dem Sparbuch. Wir wissen, dass Marie während der Napoleonischen Kriege geboren wurde. Im November des Revolutionsjahres 1848 hob sie das Guthaben von über dreißig Gulden ab. Bis 1896, da war Marie Schwarz knapp 90 Jahre alt, wurden mehrfach Beträge eingezahlt und abgehoben. Danach verliert sich ihre Spur. Sieben Schriftstellerinnen haben sich auf die Spuren von Marie Schwarz begeben und imaginieren eine mögliche Biografie.“
Der Beitrag von Lydia Mischkulnig trägt den Titel "L' Argent Provocateur". Hier kann man die Anthologie „Die sieben Leben der Marie Schwarz“ sowie die Bücher von Lydia Mischkulnig online bestellen: