Werner Rohner
ROBERT MUSIL LITERATUR MUSEUM > Corona beim Wort nehmen >> #klagenfurthältzusammen >> #musilmuseum#closedbutactive#literaturlounge# 23 Werner Rohner
In seinem zweiten Roman lege der in Zürich lebende Schriftsteller Werner Rohner (Bild > Foto © Heimo Strempfl) „unter dem sprechenden Titel „Was möglich ist“ nun Varianten dessen vor, was nach der Diskreditierung fast aller moralischen, religiösen oder juristischen Vorgaben unter dem Stichwort Liebe denkbar ist. Das Buch handelt zu je einem Drittel von Edith, Vera und Lena. Sie gehören verschiedenen Generationen an, verkehren aber alle im Zürcher Café Uetli“. Das notiert der Kritiker Charles Linsmayer im „Tagblatt“, über das im Herbst 2020 bei Lenos erschienene Buch
Minus einer gewissen, vielleicht der kritischen Haltung geschuldeten Zurückhaltung, kann man das Buch auch mit einer solchen Begeisterung lesen wie Caroline Grafe, die das auch in einem INSTAGRAM-Posting für litquartier zum Ausdruck bringt: „Dieses Buch ist von einer Intensität und einer Intimität, dass man es zwischendurch beim Lesen aus der Hand legen muss, um das Gelesene sacken zu lassen, durchzuatmen, um dann nur kurz darauf, gleich weiterzulesen, wieder in die Geschichten einzutauchen, weil man sich dem Sog und dem Sound einfach nicht entziehen kann“. Rohner erzähle „so unspektakulär-unaufgeregt, so divers, so schön und so traurig vom Leben wie es eben ist, dieses eine Leben, das wir haben“:
Edith ist bereits über sechzig und Mutter eines erwachsenen Sohnes, als sie sich in den fünfzehn Jahre jüngeren Christoph, der bis zu diesem Zeitpunkt viele Reisen unternommen hatte, verliebt. Das Paar verlässt Zürich, um nach Marokko zu gehen, um eine Pension zu eröffnen. „Die Verliebtheit, hatte er [ Chris ] manchmal das Gefühl, hatten sie sich erst in Essaouira erlaubt, und sie machte den Altersunterschied endgültig belanglos“ (S. 51). Zumindest bis zu jenem Zeitpunkt, als Ediths Sohn Vater wird. Eine große Liebesgeschichte – das wird nicht zuletzt durch Werner Rohners behutsamen Erzählstil klar. Rohners Schweizer Schriftstellerkollegin Ruth Schweikert hält seine Arbeit für „ebenso empathisch wie klug, so atmosphärisch wie präzis.“
Im zweiten Teil des Buchs beginnt die aus Zürich stammende und in Berlin lebende Vera eine leidenschaftliche Affäre mit ihrer vormals besten Freundin Nathalie, obwohl sie sich mit ihrem Mann gerade auf das erste Kind freut. Nathalie hat bereits zwei Kinder, ist aber von ihrem Mann geschieden. Die beiden kennen sich bereits von der Universität. Nathalie arbeitet an einer wissenschaftlichen Arbeit über die österreichische Schriftstellerin Ilse Aichinger und wird dabei von Vera beraten. "Nathalie und Vera scheinen zeitweise die Liebenden aus Ingeborg Bachmanns Hörspiel `Der gute Gott von Manhattan´zu werden. Eingeschlossen in einem Hotelzimmer eines New Yorker Hochhauses, wo sie sich auf einer vorgeschobenen Geschäftsreise absondern, als gebe es kein Morgen", notierte Clary Gauthey in ihrer Besprechung für das Bieler Tagblatt (vom 8. September 2020).
Im Zentrum des dritten Teils steht wie bereits erwähnt mit Lena erneut eine Frauenfigur, eine Mutter zweier Kinder, die Lorenz, ihren Mann, zu Gunsten einer alten Liebe verlässt, mit dem sie in Neapel wilde Zeiten erlebt.
Literaturredaktor Simon Leuthold hat mit Werner Rohner für die Sendung "SRF 2 Kultur Literaturfenster Schweiz", in der aktuelle Schweizer Neuerscheinungen präsentiert werden, am 24. November 2020 ein ausführliches Gespräch darüber, welche Beziehungen uns "möglich" oder denkbar vorkommen, darüber, wie es ist, als Mann über lauter weibliche Hauptfiguren zu schreiben, über Rohners Liebe zur Musik – und über die Erdbeertörtchen im Café Uetli in Zürich-Wiedikon geführt. Unter dem folgenden Link kann man sich "ein Ohr voll" (Simon Leuthold) Geschichten von Werner Rohner gönnen:
Ausloten, was möglich ist. Das erinnert nicht zufällig an den, von dem Schriftsteller Robert Musil entworfenen „Möglichkeitssinn“. Literarische Möglichkeiten werden auch alljährlich in Musils Geburtshaus in Klagenfurt ausgelotet. Auch Werner Rohner hat sich als Stipendiat des Literaturkurses vom genius loci in Klagenfurt inspirieren lassen.
Um abschließend noch einmal auf das Instagram-Posting von Caroline Grafe zurück zu kommen: „Einmal gelesen, möchte man dieses Buch jedenfalls nie mehr missen“, schreibt sie da: „Es reicht so viel weiter. Und hat man es ausgelesen, das Gefühl allernächste Freundinnen und Freunde zurückgelassen, aber auch neue Denkräume gefunden zu haben.“
„Danke für diesen Post“, notierte nele411 dazu: „das Buch kaufe ich mir gleich nächste Woche“. By the way: hier kann man/frau die Bücher von Werner Rohner online bestellen: